FITZLAFF-HAENNI & NOTTY'S JUG SERENADERS

“WÄÄH! Liedgut aus der Schweizer Provinz
 Elite Special ES73702 (CH.2006) CD

 

Roland Fitzlaff, Stimme/Percussion * Ueli Haenni, Stimme/Percussion/Mundharmonika * Thomas Banholzer, Jug/Trompete/Percussion/Stimme * Bill Flowe, Geige/Concertina/Banjo/Percussion/ Stimme  * Notker Homburger, Stimme/Gitarre * Andi Reinhard, Saxophone/Nasenflöte/Stimme/ Percussion. 

 

Aufgenommen im Frühling 2005 in Frauenfeld von Rolf Stauffacher.

 

BUSA / LÄND & SCHIMPF UND SCHAND / HAIWEH (D'SVP-SCHTRASS) / KOBOY / SAVE MY SOUL / UND DÄNN & WERBUNG / SCHÜELER RÄP / HERZBRUCH / FRÜHLING (DO IT RIGHT) / LUKULLUS / FREDDY FINK (MANE FRAUE CHÖMED AU) / 10 MEILEN & FAAR  SCHNÄLL / ÖV / ICH WARTE GLAUB / HORNY ALPS / METZGETE

 

 

 Die CD zum gemeinsamen Bühnenprogramm von Banholzer/Homburger/Reinhard mit

den Schweizer Kabarettisten Roland Fitzlaff und Ueli Haenni.

 

"Welch famose grenzüberschreitende Zusammenarbeit! An den Schlagbäumen und Zollhäuschen, die Deutschland und die Schweiz trennen, wird noch kontrolliert und inspiziert wie in alter Zeit - inmitten der wachsenden EU sind die Eidgenossen ungebrochen stolz auf ihre Neutralität. Doch die Kunst ist so frei, solche Barrieren zu ignorieren: FitzlaffHaenni & Notty's Jug Serenaders zeigen mit der CD Wääh!, dass die Kehrseite des Schweizer Individualismus eine souveräne Weltoffenheit ist. Die manifestiert sich bei ihnen in einem delikaten Balanceakt zwischen Kabarett und Musik, Show und Ernst, Power und Satire, Provinz und Metropole und und und ...

Die Mischung macht's. Die beiden Nordschweizer Roland Fitzlaff und Ueli Haenni können sich auf ein zwanzig Jahre dickes Erfahrungspolster als Wortjongleure und Bühnenakteure verlassen. Notty's Jug Serenaders wiederum - eine internationale Formation aus Konstanz am Bodensee - haben sich ebenso lange darin geübt, fußend auf der Tradition der amerikanischen Jug Bands spielerisch Klänge aus Blues, Ur-Jazz und alpenländischer Folklore zu verbandeln.

Auf Wääh! ist ihnen das vortrefflich gelungen, und FitzlaffHaenni geben ihren sarkastischen Senf dazu. Die Nummer 'Haiweh', eine bissige Abrechnung mit dem politischen Neokonservatismus in der Schweiz, machte bereits ihren Weg in die Liederbestenliste. Eine starke Empfehlung verdient auch der Titel 'Save My Soul'. Texter Haenni sinniert hier auf höchst vergnügliche Weise über die Abhängigkeit des modernen Menschen vom Computer und seinen vermeintlichen Segnungen wie Informationsflut, bunte (gern auch erotische) Bildchen, Games, Chat-Rooms. Der PC streikt, gibt den Geist auf, und das macht dem Mann an den Tasten erst so richtig bewusst, wie sein Leben am Bildschirm hängt. Sein Fazit, frei übersetzt: Ist mal dein Compi fort, stirbst du am besten gerade mit. Dazu zeigen sich Sänger und Instrumentalisten von ihrer Schokoladenseite: mit fast opernhafter Stimmartikulation zu unkonventionellem Libretto ('Oh, www und http') und lupenreiner Jazztrompete (Thomas Banholzer).

Auf dem Albumcover warnt die Truppe: 'CD nicht geeignet für Humormüffler, Heimatturbos, Machos, Mediomanen, Fastfooder und Slowthinker u.ä.' Das macht doch gerade den Mund wässrig nach dieser schönen neuen Weltmusik aus dem Voralpenland."

(Matthias Inhoffen, Liederbestenliste/Persönliche Empfehlung, 11/2006)   

 

 

 

Seit zwanzig Jahren sind die beiden Badener Kabarettisten Ueli Haenni und Roland Fitzlaff zusammen auf der Bühne. Nun haben sie sich zusammen mit Notty’s Jug Serenaders (Andi Reinhard Sax/Jug, Notker Homburger Gitarre/ Jug, Thomas Banholzer Trompete/Jug), einer schrägen und witzigen Jugband aus Konstanz, auf ein interessantes Experiment eingelassen. Das Resultat sind die CD „Wääh! – Liedgut aus der Schweizer Provinz“ und die gleichnamige Bühnenproduktion. Das Ganze ist grenzüberschreitend in mehrfachem Sinne des Wortes, wie am letzten Mittwoch im Prima Vista gleich von Anfang an klar wurde. Welche Sprache sollen sie brauchen? Deutsch oder Schwizertütsch oder am besten Englisch, denn sie geben vor international zu sein. Aber dann landen sie prompt beim modernen Spiessbürger - und den gibt es schliesslich auf beiden Seiten der Grenze - , dem die Fremde schon 10 Meilen von zu Hause ein fürchterliches Heimweh beschert. Dann kommt die Beichte des Jünglings, der Grenzerfahrungen auf der Autobahn sucht, gefolgt von der Tragödie des Mannes, der die Grenze zwischen Computerrealität und seinem Leben nicht mehr sieht. Dann kommen der grenzenlose Zynismus der rechtsbürgerlichen Wadenbeisser, ungehemmte Werbung und Konsum, und zu schlechter Letzt, Missachtung sittlicher Regeln im Drama der inzestuösen Familie Obemhof, wo kaum einer weiss, wer nun seine Eltern sind. Wiederholt forderte Ueli Haenni im Verlauf des Abends das Publikum auf, das Gehörte mit „wääh!“ zu kommentieren, um dann gleich zu versprechen, dass alles noch viel schlimmer komme. Und tatsächlich von rockendem Song zu swingendem Lied, von lüpfiger Country-Ballade zu geräpptem Ländler wurde es von Mal zu Mal noch ein wenig übler. Allerdings nur was die Themen betraf, denn die Texte schaffen den Spagat zwischen Provokation und Spielerischem, sind frech, geistreich und originell. So ist auch die Musik, ob jazzig soliert, mehrstimmig gesungen oder fetzig gerockt. Und alles zusammen ist schräg, kompakt, brilliant gespielt und äusserst unterhaltend. Musikkabarett oder Musik mit kabarettisten Einlagen? Nein, sehr gutes Kabarett und gleichzeitig sehr gute Musik, Kabarettmusik am ehesten, irgendwie einzigartig. Denn auch hier überschreiten sie Grenzen. Ein toller Abend. Experiment unbedingt weiterführen!

(Manuela Benz, Limmatthaler Nachrichten, 9.Juni 2006)  

 

 

 

“I have no idea what’s going on here half of the time – but I don’t care. FitzlaffHaenni are two Swiss cabaret artistes (that obviously doesn’t translate directly) who sing, rant and even rap in Schwizerdütsch – so even many German speakers may have difficulty comprehending. Notty’s Jug Serenaders, from the shores of Lake Constance, are of Will Shade’s “the white folks like to see us get drunk” school of jug band music, besides being virtuoso musicians. The material consists of (adapted) American and European folk tunes (e.g. ‘900 miles’), smatterings of blues, bits of Dixieland Jug Blowers styled hot jazz, old time spirituals, German Lieder, skits, monologues and what sound like advertising songs inter alia – even Alphorn. American fiddler Bill Flowe left the band after this recording – Notty says he understands why.

Wonderful, crazy, irreverent, and great fun.

 (Norman Darwen, BLUES & RHYTHM MAGAZINE #209, May 2006)